David Behrman

David Behrman wurde am 16. August 1937 als Sohn des amerikanischen Schriftstellers Samuel Nathaniel Behrman (1893-1973) in Salzburg/Österreich geboren, wo seine Eltern Urlaub machten. (Seine Mutter war Jascha Heifetz‘ Schwester). Er wuchs in New York auf, wo er bei Wallingford Riegger (1885-1961) privat Komposition studierte, der seine Studenten nicht nur mit Kontrapunkt und Serialismus und der Musik von Cowell, Varèse und Ives vertraut machte, sondern auch mit linker Politik. In Havard (Bachalor of Arts 1959 mit der Diplomarbeit „Theory and Technique in the Work of Pierre Boulez“) war er Schüler von Walter Hamor Piston Jr. (1894-1976). Danach ging er mit einem Paine Stipendium nach Europa und studierte bei Henri Pousseur und Karlheinz Stockhausen.
Nachdem er in die USA zurückgekehrt war, schloss er sein Studium an der Columbia University mit dem Magister Artium ab. Seine ersten Kompositionen waren hauptsächlich Klavierstücke, die der Musik Prokofievs glichen. Er war Mitbegründer der „Sonic Arts Group“, einer Kooperative von Komponisten elektroakustischer Musik, mit der er seit 1966 ausgedehnte Tourneen durch die USA und Europa unternahm.
Über Behrmans frühe, vor 1966 entstandenen, Stücke ist wenig bekannt. Es scheint, als habe er in den frühen 60er Jahren nicht viel komponiert, statt dessen entwickelte er selbst gemachte elektronische Geräte, knüpfte Kontakte zu anderen Musikern und etablierte sich als Musikproduzent. In den Jahren 1965 bis 1970 produzierte er die Schallplattenreihe „Music of Our Time“ für Columbia Masterworks mit Musik von John Cage, Pauline Oliveros, Alvin Lucier, Steve Reich, Terry Riley, Henri Pousseur und anderen Komponisten zeitgenössischer Musik, und war mit der Produktion von Terry Riley’s In C 1967 indirekt an der Entstehung der Minimalbewegung beteiligt.
Von 1970 bis 1976 arbeitete er zusammen mit John Cage, David Tudor und Gordon Mumma für die Merce Cunningham Dance Company. Er war Artist-In-Residence an verschiedenen Universitäten, einschließlich Mills College in Oakland/CA, wo er von 1975 bis 1980 Ko-Direktor des Center for Contemporary Music war, und unterrichtete Computermusik an der Ohio State University, der Rutgers University und dem California Institute of the Arts.
Weil ihm die wenigen und zudem teuren und sperrigen Geräte nicht zur Verfügung standen, begann Behrman 1966 etwa zeitgleich mit der Gründung der „Sonic Arts Group“ eigene elektronische Schaltungen zu entwerfen. Seitdem spielte die Gruppe in jedem Konzert eines seiner Stücke, und die selbst gemachten oder umgebauten elektronischen Systeme aus Klangsynthesizer, Mikrocomputer und später auch Video wurden zum integralen Bestandteil seiner Musik. Behrman: „Die Form der Musik ist die allmähliche Entfaltung der Möglichkeiten der Systeme.“ Nur von zwei dieser frühen elektroakustischen Kompositionen existieren Aufnahmen: Wave Train von 1966 und
Runthrough aus dem Jahr 1967. Im Laufe der sechziger Jahre entstehen weitere elektronische Stücke, deren Ausgangsmaterial akustische und auch konkrete Klänge sind. Questions from the Floor von 1968 und A New Team Takes Over von 1969 beispielsweise verwenden Zitate aus Wahlkampfreden von Politikern. Gleichzeitig hat Behrman aber auch rein elektronische Stücke realisiert wie Runthrough, dessen musikalisches Ausgangsmaterial von Generatoren und Modulatoren erzeugt wird. Weitere sind Sinesscreen von 1970, Pools of Phase-Locked Loops von 1972 und Home-Made Synthesizer Music with Sliding Pitches von 1973.
Viele von Behrmans Systemen arbeiten mit Tonhöhen und zwar so, dass ein Mikrocomputer auf eine bestimmte Tonhöhe oder eine improvisierte Tonfolge regierte und darauf in vorprogrammierter Weise antwortet. Zusammen mit Paul De Marinis hat er in den achtziger Jahren Klanginstallationen entworfen, zum Teil auch mit interaktiver Technik, die es dem Zuhörer ermöglicht, einfache Klänge zu erzeugen und das audiovisuelle Ergebnis zu beeinflussen. Unabhängig welche Art elektronischen Systems er verwendet, Behrman schreibt Musik, die überwiegend lyrisch, sogar pastoral ist, und so beredsam der Ansicht widerspricht, dass elektroakustische Musik futuristisch und unmenschlich sei.
In den frühen achtziger Jahren entwickelte Behrman als Berater des Children Television Workshop Musiksoftware für den Musikunterricht. In den Jahren 1987 bis 1989 lebte er mit Stipendien der Japan-United States Friendship Commission und des DAAD in Tokyo und Berlin. Er erhielt 1995 ein Stipendium von der Foundation for Contemporary Performance Arts und 1996 von der NYFA.
Pen Light (2002) und View Finder (2005) sind seine neuesten Multimedia Installationen. Erscheinen sind seine Audio-Produktionen auf den Labels XI und Lovely Music; Videos findet man unter Roulette.org und ubu.com.

www.dbehrman.net