Jani Christou

Komponist (1926-1970)

Bei wenigen Komponisten des 20. Jahrhunderts gibt es wohl eine ähnlich innige Verzahnung zwischen philosophischem und kompositorischem System wie bei Jani Christou (1926-1970).
Die „Phoenix Music“ des gerade Zweiundzwanzigjährigen setzt dabei Richtung und Ton: Mythische Inhalte und deren zyklische Wiederkehr, die dunklen Seiten der menschlichen Psyche. Nach und nach entwickelt sich daraus ein Kosmos von ritualartigen Performances, genannt Anaparastasis, in denen magische und archetypische Vorgänge in die heutige Welt hereingezogen werden sollen. Statt der klassischen Notation kommt ein System von comicartigen Symbolen zum Einsatz, die manchmal besser als reale Aufführungen die angestrebte „maxium panic“ beschwören und die hysterische Atmosphäre, in denen sich diese Rituale vollziehen, transportieren. Aber die Piktogramme von Messern, Explosionen und extremen Gefühlszuständen tragen noch eine andere Ebene: Die Partitur von „Epicycle“ zeigt Militärparaden, Hinrichtungen und Attentate. Zwei Jahre vor Christous Tod enstanden und ein Entwurf für die Deutung des ganzen Lebens als eine sich immer wiederholende Folge von Aktionen die alle Teil der selben Aufführung sind, lässt sie sich auch vor dem Hintergrund der Miltärjunta lesen, die damals Griechenland regierte. (hans w. koch)