//////////// ENSEMBLE GARAGE

17. September 2011 / Samstag / 20:30 h
Halle Zehn, Clouth Werke, Köln-Nippes

Heavier Than Air
Eintritt: 8/5 EUR

 

 

Ensemble Garage
Flöte: Liz Hirst
Klarinette: Nils Kohler
Saxophon: Frank Riedel
Posaune: Till Künkler
Violine: Viktoria Kaunzner
Viola: Annegret Mayer-Lindenberg
Violoncello: Eva Boesch
Schlagwerk: Ralf Kurley
Dirigent: Mariano Chiacchiarini

Technik: Florian Zwissler
Künstlerische Leitung: Brigitta Muntendorf

Mit dem Konzert Heavier than Air unterwandert das Ensemble Garage zusammen mit fünf KomponistenInnen die Schwerkraft einer Sparte namens Neuer Musik. Rodrigo López Klingenfuss, Brigitta Muntendorf, Niklas Seidl, Matthias Strassmüller und Lisa Streich präsentieren u.a. Uraufführungen, die sich schwerelos über die verschiedenen Sparten hinwegsetzen, ganz gleich ob durch mediale Extensions oder durch den Einbezug theatralischer und außermusikalischer Elemente und stilistischer Gratwanderungen. Der Titel des Konzerts stammt von Alvin Luciers gleichnamigen Stück, bei dem die Musiker durch CO2 gefüllte Luftballons eine szenische Version der gesprochenen Texte und der Musik präsentieren. Eine weitere Performance – mit Zuspielung und vier Darstellern – zeigt sich in Brigitta Muntendorfs Yes, Master, bei dem die Musiker selbst stumm agieren und ebenso wie die Musik einer Kette von Befehlen ausgesetzt sind. Während hier die Anweisungen hörbar sind, wirken sie bei einer von Niklas Seidls drei Aktionen im Off über Kopfhörer und kontrollieren alle theatralischen und musikalischen Handlungen in Echtzeit. Bild auf Zeit und der Einbezug von Kassettenrekordern bilden weitere Aktionen, die das Konzert durchziehen. In Matthias Strassmüllers „Die Zeit ist heilig“ für Trio und Live-Elektronik wird das Raum-Zeit Kontinuum untersucht und das akustische Klangmaterial der Instrumente in räumliche Ereignisse übersetzt. In Lisa Streichs Näcken [Wassergeist] für Violine und Elektronik findet eine mythologische Auseinandersetzung mit dem Element Wasser statt, die Relikte schwedischer Volkslieder mit verzerrten Elektroniksounds in das Jetzt transportiert. In Rodrigo López Klingenfuss neuen Stück wird auf der Textebene auf alte Zeiten zurückgegriffen, wenn die Sängerin aus La Traviata das Liebesduett zitiert. Die Realisierung mit analogen und digitalen Medien durch zwei DJs mit Ensemble und der Sängerin zwischen Komposition und Improvisation folgt dabei völlig eigenen Gesetzen.

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PROGRAMM

Yes, Master (2011) für vier Darsteller und Zuspiel
Brigitta Muntendorf

– Aktion I – BILD auf ZEIT (2011) ohne Musiker [UA]
Niklas Seidel

Näcken (2008) für Violine und Elektronik
Lisa Streich

Heavier than Air (1999) für 6 Musiker und Luftballons
Alvin Lucier

– Aktion II – Niklas Seidel

Neues Stück (2011) für zwei Turntable-Spieler und eine Sängerin [UA]
Rodrigo López Klingenfuss

-Aktion III – Niklas Seidel

Die Zeit ist heilig (2011) [UA] für Pos, Vla und Schlagwerk
Matthias Strassmüller

Brigitta Muntendorf: Yes, Master (2011)

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Yes, Master ist eine Performance für vier Darsteller und Zuspielung über die Frage nach der persönlichen Freiheit und nach der Handlungsfreiheit. Die Darsteller werden über verschiedene Stimmen im Zuspiel kontrolliert, ebenso wie die Existenz von Musik und Bewegung und begeben sich in ein Geflecht zwischen Ausführung und Verweigerung. Verschiedene geschichtliche und thematische Felder werden dabei durchlaufen, bei der sich immer wieder die Frage nach dem Individuum stellt. Alle verwendeten Stimmen im Zuspiel stammen aus frei verfügbaren Quellen im Internet. Die Uraufführung fand im Januar 2011 in der Cité des Arts in Paris statt.

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Niklas Seidl: Aktionen (2011)
Der Konzertrahmen über Kopfhörer.
Niklas Seidl wird den Abend mit kleinen Aktionen umranden, die die Spieler über Kopfhörer angesagt bekommen. Die Idee besteht darin, den Spielern nicht nur den Takt o.ä. über die Kopfhörer zu geben sondern verbale Anweisungen einzusprechen, die alle Gänge, Aktionen und Handlungen des Konzertes bestimmen können. Eine dieser Performances wird das Stück “Bild auf Zeit” sein, in dem eine Wand mit Schlagzeilen aus Zeitungen für eine bestimmte Zeit sichtbar gemacht werden. Die Stärke von Musik, über eine gewisse Zeit des Zuhörers zu verfügen, wird hier auf die bildende Kunst übertragen, welche selbst die Stärke der Konkretion mit sich bringt, die der Musik oft abhanden geht. Eine zweite Idee der Zwischenstücke wird sein, die Spieler diverse Kassettenrekorder bedienen zu lassen, von denen dann teils nur die Gerät-immanenten Geräusche kommen, teils Tonbandstücke präsentiert werden.

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Alvin Lucier: Heavier than Air (1999)
In Heavier than Air werden Luftballons mit Kohlenstoffdioxid gefüllt. Da dieses Gas schwerer als Luft ist entsteht dabei eine Art akustische Linse mit der Möglichkeit, Schallwellen gerichtet statt in konzentrischen Kreisen zu senden, wie es z.B. in der Luft geschieht. Die Musiker des Ensemble Garage sprechen durch die vor ihre Gesichter gehaltenen Ballons, verändern dabei die Position und fixieren zwischendurch immer wieder einen Punkt im Raum. Der Text bezieht sich auf das Buch „I Remember“ von Joe Brainard, in welchem jeder Satz mit dem Ausdruck „I remember (…)“ beginnt. Den darauf folgenden Inhalt können die Interpreten frei wählen. Heavier than Air bildet eine Schnittstelle zwischen Musik und Performance.

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Rodrigo López-Klingenfuss: Neues Stück (2011)
Das Stück wurde besonders für die Musiker des Ensemble Garage und 2 Djs  (Marc Matter, Mitglied des Kollektivs „Institut für Feinmotorik“ und DJ Rolf Upset) komponiert. Es werden Analoge und Digitale Medien verwendet. Kompostion und Improvisation ergänzen sich. Der verwendete Text stammt aus dem Liebesduett Parigi, o cara, noi lasceremo von Verdis Oper La Traviata.

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Matthias Strassmüller: Die Zeit ist heilig (a) (2011)
Alle meine Stücke beschäftigen sich auf verschiedene Weise mit dem gleichen Thema, nämlich der Beschaffenheit der  Zeit. Gleichzeitigkeit und lineares Zeitempfinden stellen sich neben die Kreisförmigkeit und die Vernetzung der Zeit. Dieses Stück, der erste bruchstückhafte Teil eines umfassenderen Zyklus, unternimmt den Versuch einer Verräumlichung der Zeit. Das akustische Klangmaterial der Instrumente wird durch programmierte Algorithmen in räumliche Ereignisse übersetzt. Diese Umwandlung stützt sich allerdings nicht auf linear angelegte Parameter sondern ist unberechenbar, vergleichbar mit der all gegenwärtigen Komplexität unserer Zeit.

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Lisa Streich: Näcken (2008)
In our collective memory there is a place for a water god by whatever name the spiritual being might be known. My work uses nordic mythology and goes by the name of Näcken. His element and abode are the running streams and waterfalls, to which he needs free contact and where the music he creates is spell-binding and powerful.

Since the future is indeed going to have to solve the issue of the human right to water, a universal basic need, it seems right to me to include the wisdom of old mythology in our problem solving efforts. Dire prospects of wars to claim control of water as a resource have already been painted, rather than invigorating solutions as to how to guarantee the access for everyone to this essential source of life.

From behind several different compositional layers the work Näcken appears. First there is the word N-ä-ck-e-n, which renders imaginary material for both form and sound. Beneath that there is an old waltz, which a fiddler from Gnarp is supposed to have learnt from Näcken himself and an etydpolska by Göthe Wahlén. On top of this material several different geometrical forms and „magnifying glasses“ have been placed, which transform the original material. Sounds, forms and installed algorithms were interpreted and have brought forth this music. A process of remembering and becoming aware of the power of music that we are responsible for and committed to.


ensemble-garage.de

www.brigitta-muntendorf.de

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reiheM – Konzertreihe für Gegenwartsmusik, Elektronik und neue Medien wird veranstaltet von Mark e.V. und gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln und vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen